Schach Verbandsliga, 4:4 Remis beim Angstgegner

Ein kämpferisches Auftaktspiel der württembergischen Verbandsliga Süd fand in Ulm einen friedlichen Ausgang. In den letzten Minuten sicherten Nürtingens Schachstrategen noch einen Punkt zum 4:4 Remis. Während der Angstgegner Weiße Dame Ulm in Bestbesetzung antrat, musste der SVN auf Neuzugang Claudius Mehne verzichten. In der Landesliga startete Neckartenzlingen mit einem 5,5:2,5 – Erfolg gegen Ostfildern, während Aufsteiger Wendlingen sich gegen Kirchentellinsfurt mit 3:5 geschlagen geben musste.

Verbandsliga
Einmal nicht von Beginn an gegen den Abstieg spielen. Dies hatten sich die Schachfreunde aus dem Salemer Hof für die neue Saison vorgenommen. Unterstützung sollte dieses Vorhaben durch den aus dem Badischen Schachverband kommenden Neuzugang Claudius Mehne finden. Der nach Wertungszahl jetzt beste Nürtinger wurde aus taktischen Gründen an Brett 3 gemeldet. Doch gerade im Saisonauftakt gegen den Erzrivalen Weiße Dame Ulm musste Mehne aus terminlichen Gründen passen. So saßen die gleichen acht Akteure des Vorjahres auf beiden Seiten an den Brettern. Noch nicht richtig Wettkampf-fit konnte man den Gästen aus der Hölderlinstadt attestieren, denn es lief anfangs alles andere als rund. Im Sommerloch steckte wohl auch Sascha Marek, der als Weißer die Eröffnung am Spitzenbrett vermasselte und sich schnell in großen Schwierigkeiten befand. Die Niederlage ließ dann nicht lange auf sich warten und der SVN geriet erstmalig in Rückstand. Nach einem sicheren Unentschieden von Stefan Auch verkürzte Klaus Templin allerdings früh zum 1,5:1,5. Sein Gegenüber tappte in eine taktische Falle mit drohendem Materialverlust oder Schachmatt. Der Ulmer entschied sich für die kürzere Variante. Bernhard Weigand kam mit den schwarzen Steinen gut in Schwung und konnte nach einigen Positionsvorteilen sogar die Qualität für sich verbuchen. „Eigentlich war das Spiel gelaufen und ich wartete auf die baldige Aufgabe“ verkündete Weigand nach der Partie. Objektiv gesehen stand der mit schwarz Spielende deutlich besser, doch der Ulmer dachte über alles andere nach, nur nicht darüber die Segel zu streichen. Nach einer Ungenauigkeit von Weigand setzte sein Gegner einen Freibauern in Bewegung, kompensierte die Qualität und stand am Ende sogar als Sieger der Partie auf. Nach diesem Paukenschlag stand fest, dass Nürtingen nur um einen Punkt wird kämpfen können, zumal die verbliebenen Stellungen unklar waren und nur geringe Chancen eines Spiels auf Sieg boten. Trotzdem versuchten die Gäste alles. Matthias Kill war es vergönnt Nürtingen wieder zurück zu bringen, indem er gegen den Senior des Wettkampfes im Läuferendspiel obsiegte und zum 2,5:2,5 ausglich. In den letzten drei Begegnungen wurde noch über eine Stunde verbissen gerungen, schließlich wollte jede Seite Siegchancen bewahren wie einen unnötigen Verlust vermeiden. Während Michal Doll sein Endspiel verdarb, er hatte eine Abwicklung als verloren eingeschätzt und den falschen Plan gewählt, wollte Gerd Aring die Partie noch zu seinen Gunsten entscheiden. Aber sein Gegenüber war auf der Höhe und konnte alle Angriffsversuche parieren. Arings Gewinnversuche hatten indes gewisse Zugeständnisse an die Stellung erzwungen und deshalb musste Nürtingens Teamchef noch eine Figur gegen Bauer abgeben um in ein technisches Remis abzuwickeln. Arnd Schwarz setzte dann den Schlusspunkt mit einem vorausschauenden Bauernopfer mit dessen Hilfe er mit seinem König in die gegnerische Stellung mit eindrang. Die Bauernumwandlung war somit nicht mehr zu verhindern und deshalb wurde die Partie zum 4:4 Endstand abgegeben. „Drei Spiele darf man nicht verlieren, wenn man beide Punkte aus Ulm mit nach Hause nehmen will“, resümierte Mannschaftskapitän Gerd Aring.

Landesliga
Die Begegnung Neckartenzlingen gegen Ostfildern begann mit einem schnellen Remis am Spitzenbrett zwischen Mischa Tscharotschkin und Armin Jaeschke, die sich aus vielen Partien einfach zu gut kennen. Sergej Poletajew gelang mit einem souverän herausgespielten Sieg die Führung und ließ dabei seinem jungen Gegner keine Chance. Trotz des positiven Mannschaftsstands lehnten die Gastgeber drei Remis-Angebote an den Brettern 3, 4, und 7 selbstbewusst ab. Udo Ruprich erhöhte mit solidem Spiel unspektakulär auf 2,5:0,5, als sein Gegner kurz vor der Zeitkontrolle eine Figur einstellte. Norbert Hallmann spielte aktiv, aber sein Gegner kannte sich in der Eröffnung sehr gut aus, so dass er keinen Vorteil erreichen konnte und in ausgeglichener Stellung ins Remis einwilligte. Frank Häußler wurde dann ein „Opfer“ der neuen Bedenkzeit-Regelung, die ja eigentlich immer noch einen Bonus pro Zug gewährt. Aber seine Position war bereits schon so schlecht, dass er keinen befriedigenden Zug mehr fand. Vincenzo Giacopelli spielte eine starke Partie mit einem frühen Bauernopfer, das ihm eine langwährende Initiative einbrachte. Im komplizierten Mittelspiel behielt er die bessere Übersicht, gewann eine Qualität und verwandelte diese im Endspiel zum vollen Punkt. Beim Stand von 4:2 liefen nun noch zwei Turmendspiele, die sich fast 1 1/2 Stunden in die Länge zogen.
Dietmar Guski hatte eine scheinbar erfolgversprechende Angriffsstellung erreicht, doch sein Gegner konnte alle Drohungen parieren und nach einem Konter musste der Tenzlinger Kapitän seine Dame opfern. Doch um das Dauerschach zu verhindern, gab der Gästespieler seinen Vorteil wieder zurück. Im entstandenen Turmendspiel versuchte der Ostfilderer dann alles, um den Sieg einzufahren, doch am Ende stand das Remis, das den Mannschaftskampf zugunsten der Schachfreunde entschied. Zum Abschluss entschied auch Sascha Tscharotschkin sein Turmendspiel für sich, nachdem er zuvor seinen klaren Vorteil schon verpatzt zu haben schien. Doch sein Gegner verpasste es in eine bekannte Remisstellung überzuleiten, so dass der Tenzlinger doch noch der ganze Punkt zum 5,5:2,5-Startsieg beisteuern konnte.
Weniger erfolgreich verlief der Saisonstart für Aufsteiger Wendlingen. Für den Rückkehrer in die Landesliga gab es die erwartete Heimniederlage gegen Landesliga-Dino Kirchentellinsfurt, die mit 3:5 jedoch im Rahmen blieb. Der kurzfristige Ausfall eines Gästespielers brachte Robin Gillmeister einen kamplosen Sieg und somit die Wendlinger Führung. Durch Unentschieden von Oliver Nicolai und Hans Reule hatte der Vorsprung lange Bestand, bevor die spielstarken Gäste durch einen Doppelschlag selbst in Führung gingen: sowohl Sergej Pelezki als auch Alexander Nicolai mussten ihre Partien aufgeben. Eugen Pelezki ließ die Wendlinger mit seinem Sieg zum 3:3 Zwischenstand nochmals von einem Punktgewinn träumen. Doch am Ende unterlagen sowohl Frank Ruprich als auch Andreas Schott ihren Gegnern. Fazit: ein verdienter Sieg der Gäste, mit etwas mehr Glück wäre sogar ein Mannschaftsremis für den Außenseiter möglich gewesen.

A-Klasse
Im A-Klassenderby profitierten die Nürtinger Gäste in Wendlingen von einem kampflosen Punkt, dem Timo Schweizer, Josef Wilz und Joachim Leibbrand herausgespielte Siege folgen ließen. Für die Wendlinger konnte nur Günter Knüpfer einen ganzen Punkt beisteuern. Drei Remispartien in den Begegnungen Herbert Altschmied gegen Helmut Steinhilber, Wolfgang Matt gegen Tobias Bunz und Philipp Rilling gegen Alexander Schwarz sorgten für einen am Ende klaren 5,5:2,5 Gästesieg der Nürtinger Fünften.

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