Am 4. Spieltag ging es für unsere A-Klassenmannschaft nach Grafenberg. Das etwas außerhalb gelegene Spiellokal war durch den Schneefall der letzten Woche in eine wunderschöne Winterlandschaft verwandelt und die Kulisse verlockte zunächst mehr zum Genießen als zum Schachspiel. Unsere Chancen rechneten wir nicht ganz so hoch aus. Mit Grafenberg stand uns ein Kreisligaabsteiger gegenüber, der quasi in Bestbesetzung angetreten ist. Wir sind der Aufsteiger aus der B-Klasse und hatten drei Spieler bei ihrem allerersten Ligaspiel im Einsatz. Nachdem am Samstag noch eine krankheitsbedingte Absage dazu kam, die wir zum Glück noch kurzfristig ersetzen konnten, waren wir gespannt, wie das Spiel laufen wird.
Doch es sollte viel besser kommen als erwartet.
Die erste Überraschung gelang Timo am Brett 3. Im frühen Mittelspiel erkannte er beim Gegner einen ungedeckten Zentralbauern, der noch dazu etwas unglücklich von Figuren verstellt war und nicht mehr gedeckt werden konnte. Er packte eine Kombination aus mit Damentausch und Qualitätsgewinn durch ein Zwischenschach, die ihm eine klar gewonnene Stellung einbrachte mit Mehrbauer im Spiel Turm/Turm gegen Turm/Läufer. Diese wurde technisch sehr sauber verwertet ohne jemals Gegenspielchancen zuzulassen. Eine sehr starke Vorstellung, die mit einem Sieg über einen über 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegner belohnt wurde.
Von unseren „Neuen“ hatte sich Hendrik an Brett 6 inzwischen eine sehr starke Stellung erarbeitet. Nachdem der Gegner etwas verfrüht seine Bauern vor der eigenen Rochadestellung aufgezogen hatte, sprang für ihn zunächst ein bärenstarkes Figurenfeld heraus. Hendrik konnte dann noch die h-Linie für seinen Turm öffnen, mit der Dame diverse Drohungen gegen den unterentwickelten Damenflügel aufbauen und spielte den Gegner schwindlig. Mit einem wunderschönen Turm-Opfer beendete er seine erste Partie und brachte uns 2-0 in Führung.
Da wir mit Stefan an Brett 1 auch noch Hoffnungen auf einen weiteren Punkt hatten, konnten wir das erste Mal Richtung Punktgewinn schielen, doch es sollte noch besser kommen.
Finnja hatte an Brett 2 mit Schwarz nach starker Eröffnung zwischendurch etwas Gegenspiel zugelassen und dabei einen Bauern abgeben müssen. Sie verschärfte die Stellung danach und im folgenden Taktikkampf verlor ihr Gegner die Übersicht. So konnte sie sich zwei verbundene Freibauern auf c3 und d3 erarbeiten, die den Gegner zunächst zu deutlichem Materialverlust und kurze Zeit später zur Partieaufgabe zwangen. Damit hatte auch sie einen über 200 DWZ-stärkeren Gegner bezwungen.
3-0 als Zwischenstand und der erste Mannschaftspunkt war gesichert.
An Brett 1 ging es dann weiter, Stefan hatte sich eine Angriffsstellung auf den König erarbeitet, der seinen Gegner zu genauen Zügen zwang. Mit einer Kombination konnte er zwei Bauern gewinnen, Material abtauschen und den Gegenangriff lähmen. Dabei verlor der Gegner nicht nur Material, sondern ließ auch die Zeit ablaufen und es stand ein weiterer Sieg zu Buche, mit dem 4-0 waren wir bereits auch schon Sieger des Mannschaftskampfes.
Bei unseren zwei anderen Neulingen lief es auch nicht schlecht, aber leider sollte kein zählbarer Erfolg mehr dabei herausspringen.
Julian T. hatte lange mitgehalten, stand auch zeitweilig sehr angenehm, aber beim Übergang Mittelspiel ins Endspiel hatte er einen unglücklichen Zug gewählt und damit dem Gegner die Möglichkeit gelassen, die einzige freie Linie mit den Schwerfiguren zu besetzen. Nachdem auch noch der gegnerische Springer den eigenen Läufer dominierte, spielte der Gegner seine ganze Erfahrung aus und brachte das Spiel sicher für Grafenberg nach Hause.
Auch bei Julian S. hatten wir lange gute Chancen und die Stellung war lange im Ausgleich bis vorteilhaft für uns. Hier war es ein unglücklicher Abtausch, der dem Gegner unerwartetes Gegenspiel ermöglichte. Die nachfolgenden Angriffsdrohungen sorgten dann für Materialverlust und der Gegner beendete mit einem sehr schönen Opfer die Partie.
An beiden Brettern zeigten sich gute Ansätze, auf die man in den weiteren Partien aufbauen kann.
Diese beiden Niederlagen taten der guten Stimmung aber keinen Abbruch, mit einem unerwarteten und damit umso erfreulicheren Sieg konnten wir gut gelaunt die Heimreise antreten. Damit sind wir unserem Ziel Klassenerhalt einen deutlichen Schritt näher gekommen. (SG)