An Tag 2 starteten wir unsere 3. Runde gegen Mülheim, der einzige Gegner, der in der Startrangliste knapp hinter uns lag. Wir hatten uns viel vorgenommen und am Abend vorher noch unser Team mit entsprechendem Material versorgt und die letzten Varianten geprüft. Es traten für uns Finnja, Enya, Alina und Leona an mit dem Wissen, dass dies unsere beste Chance für einen Sieg sein würde. Aber klar waren die Kräfteverhältnisse im Vorfeld nicht, Brett 1 waren wir schwächer, Brett 2 und 3 etwa gleich aber mit DWZ-Nachteil für uns und an Brett 4 stärker aufgestellt. Es sollte sich aber ein Spiel mit klarem Ausgang entwickeln. Unsere Mädels waren motiviert bis in die Haarspitzen und zeigten feines Stellungs- und Taktikgespür.
Als erste siegte Alina auf Brett 3, sie konnte zunächst mit einem Einschlag auf f7 Turm und zwei Bauern gegen zwei Leichtfiguren gewinnen und kurz danach über einen Abtausch eine Ablenkung erreichen, der nochmal eine ganze Figur lieferte. Mit zwei Türmen wurde dann in die bereits arg ramponierte Königsstellung eingedrungen und der gegnerische Monarch mattiert.
Direkt danach konnte ihre Schwester Leona an Brett 4 einen ganzen Punkt vermelden, sie hatte über eine Fesselung die Bauernstruktur der gegnerischen Königsstellung geöffnet, über ein Bauernopfer die gegnerische Dame von der Verteidigung abgelenkt und drohte Matt, was schlussendlich zum Gewinn der gegnerischen Dame und der Partie führte.
Zwischenzeitlich hatte auch Enya die gegnerische Königsstellung gestürmt. Vorher hatte sie sich einen Gambit-Bauern einverleibt, die bessere Stellung erhalten und spielte mit Mehrbauer im Königsangriff. Es folgte der Gewinn eines zweiten Bauern, einer Figur, einer Qualität… und mit Turm und 3 Bauern weniger hatte die Gegnerin genug und gratulierte uns zum ersten Mannschaftssieg im Turnier. Finnja wollte sich aber auch noch beteiligen. Zwischenzeitlich in schwieriger Stellung und mit Minusbauern versehen, verteidigte sie sich zäh gegen die immer wieder neuen Drohungen, errichtete zunächst eine Festung und schaffte es, als erste ihren König an den Ort des Geschehens zu bringen. Diese Aktivität erlaubte ihr dann ein Bauerngewinn und Abtausch aller Figuren, das verbleibende Bauernendspiel konnte sie dann über Erreichen der Opposition ausgleichen und damit ein Remis besteuern. Sie belohnte sich für diese Verteidigungsleistung mit dem ersten Punktgewinn an Brett 1, der Gegnerschnitt an diesem Brett liegt bei knapp über 1800 nochmal 180 Punkte über dem von Brett 2.
Runde 4:
Mit 3-3 Punkten lagen wir im Mittelfeld und wurden in Runde 4 damit von Berlin Kreuzberg gefordert, dem Setzlisten-Primus. Hier war der DWZ-Unterschied nochmal deutlich größer, an einigen Brettern lagen wir mit ca. 600 Punkten hinten. Es spielten bei uns Finnja, Anhelina, Alina und Leona. Leider zeigte uns Kreuzberg auf, was konsequente Chancenverwertung bedeutet. Eigentlich liefen die Partien von uns recht gut an, an allen Brettern hatten wir gute Stellungen erreicht. Aber dann patzen in den Weißpartien zunächst Finnja, dann Alina, beide eigentlich ohne Not und in leicht besserer Stellung. Und die Gegnerinnen spielten die Partien dann auch schnörkellos bis zum Ende und holten konsequent die Punkte.
Anhelina hatte ein Figurenopfer erspäht, bei dem sie sich das Material später mit Vereinfachung wieder zurückholen konnte, aber leider fiel sie wie viele von uns Schachspielern in die „long variation – wrong variation“-Falle. Am Ende der Kombination war eine Verteidigungsmöglichkeit übersehen worden, und damit konnte das geopferte Material nicht zurückgewonnen werden. Den härtesten Widerstand leistete Leona, sie hatte sogar einmal einen Figurengewinn auf dem Brett (leider nicht gesehen), konnte die Partie auch lange offen gestalten, aber auch kam dann ein Fehler inklusive Materialverlust, der nicht mehr kompensiert werden konnte. Aber diese Mannschaftsniederlage war erwartbar und daher auch leicht zu verschmerzen.
Nach dem Abendessen des 2. Turniertages, also nach 4 von 7 Runden, kam dann unser traditionelles Bergfest, das machen wir schon immer, also schon das 2. Mal 😉. Daher wurde das auch vom Team vehement eingefordert, damit es auch tatsächlich stattfindet. Also machte sich der Trainer bei vereisten Straßen auf den Weg in den in der Nähe gelegenen Supermarkt und besorgte das ein oder andere Knabberzeug.

Es war wieder eine nette Zeit, um ein bisschen zu relaxen, ein paar Süßigkeiten zu naschen und sich auf die letzten 3 Runden einzustimmen. Man erfreute sich an den ersten Runden, ließ nochmal die ein oder andere erfolgreiche Partie Revue passieren und hatte einfach einen schönen Abend. Es gab aber auch hier eine Überraschung, die als Alibi-Obst hinzugelegten Äpfel wurden tatsächlich mitgenommen. Darauf hätte ich nie im Leben gewettet 😊.

Der Abend wurde dann klassisch mit der Vorbereitung auf die nächste Runde beendet, zur Runde 5 werden wir gegen Münster antreten, in der Startrangliste zwei Plätze vor uns und damit nicht unschlagbar. Daumen wieder drücken! (SG)